Manchmal werde ich gefragt: „Was machst du eigentlich in deiner Rentenzeit, seit du nicht mehr Missionsleiter bist?“ Ich antworte oft: „Nichts anderes als vorher, ich trachte nach Gottes Reich.“
Zeit im Sein anzukommen
Ich darf mir sagen, dass mein Wert nicht von meiner Aufgabe in der Gemeinde oder Mission abhängt. Gott hat mich in seiner Gnade beschenkt und mir eine Identität in Jesus Christus gegeben, die mir Annahme, Sicherheit und Bedeutung gibt. Und wenn es mal vorkommt, dass an einem Tag nicht so viel „los ist“, gehe ich zu meiner „Gebetsbank“ in der Nähe und sage: „Vater was planst du? Fülle diesen Tag.“ Die Berufung, die wir von Gott erhalten haben, bleibt auch im Älterwerden.
Zeit weiterzugeben
Wie schon bei der Übergabe der Missionsleitung sehe ich jetzt, wie andere meinen Platz einnehmen. Ich darf in den nächsten Monaten meinen Nachfolger Robert als Pastor in der Gemeinde in Hagen in seinen Dienst begleiten. Gott hat es mir geschenkt, dass ich neidlos zusehen kann, wie junge Brüder weitermachen, was ich beginnen durfte, manchmal anders und auch besser.
Zeit zu ernten und nochmal zu säen
Es gibt jetzt so vieles, was man ernten kann. Zeit für Familie und die heranwachsenden sechs Enkel (15-25 Jahre) zu haben, das ist eine meiner Lieblingsrollen. So bin ich auch in Bewegung, wenn Gemeinden um Rat fragen und darf Neues beginnen. Ich will weiterhin den Menschen dienen. Dabei säe ich manchmal Dinge aus, von denen ich nicht weiß, ob ich die Früchte noch sehen werden. Meine Antwort auf die Frage am Anfang lautet deshalb: „Ich trachte weiter nach Gottes Reich. Wenn auch jetzt an anderer Stelle und in anderer Form.“
Günther Schulz, Pastor der Evangelischen Missionsgemeinde Hagen